Unser Stamm

Kurzbiografie unseres Namespatrons Oscar Romero

Oscar Arnulfo ROMERO y Galdámez, Erzbischof von San Salvador, wurde am 15. August 1917 in Ciudad Barrios bei San Miguel, El Salvador geboren. Am 24. März 1980 wurde Romero in San Salvador am Altar ermordet.

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Romero, Sohn eines Fernmeldearbeiters und Posthalters, wuchs in bescheidenen Familienverhältnissen auf. Er arbeitete zunächst als Schreinerlehrling in seinem Geburtsort, einem kleinen, entlegenen Gebirgsstädtchen unweit der honduranischen Grenze. 1931 trat er als Internatsschüler in das von Claretianern geführte Seminar in San Miguel ein. 1937 begann Romero das Theologiestudium am Priesterseminar in San Salvador und setzte es an der Gregoriana in Rom fort. 1942 wurde er in Rom zum Priester geweiht und erhielt 1943 dort das Lizenziat der Theologie cum laude.

Weitere Stationen seines Lebensweges

Nachdem Romero als Pfarrer in Anamorós (La Unión) gearbeitet hatte, wurde er Sekretär der Diözese San Miguel. Ab 1967 hatte er das Amt des Generalsekretärs der Nationalen Bischofskonferenz in San Salvador inne. Papst Paul VI. ernannte Romero 1970 zum Weihbischof in San Salvador , wo er seit 1971 Redakteur von Orientación, der Wochenzeitung des Erzbistums San Salvadorwar und zeitweilig Rektor des Priesterseminars fungierte. 1974 wurde er dann Bischof der Diözese Santiago de María. Von 1977 bis zu seiner Ermordung am 24.März 1980 war Romero Erzbischof von San Salvador.

Theologische und politische Haltung

Theologisch und politisch eher konservativ achtete Romero auf kirchliche Disziplin und die traditionelle Priesterkleidung. Er trug immer eine Soutane. Er unterzog sich regelmäßig den ignatianischen Exerzitien, sympathisierte mit der Spiritualität der katholischen Laienorganisation Opus Dei und hegte gegenüber der Befreiungstheologie zunächst Misstrauen, weil er glaubte, sie sei so etwas wie ein christlich getarnter Marxismus. Als moralistischer Glaubenshirte, dem die Rettung der Einzelseele am Herzen lag, schien er anfangs kein großes Interesse an der Bewältigung sozialer Krisen in seinem Land gehabt zu haben.

Ernennung zum Erzbischof

In einem Klima politischer Repression gegen Arbeiter, Bauern und Klerus seitens der rechtsorientierten salvadorianischen Oligarchie, die sich gerade von dem Schrecken einer gescheiterten Agrarreform erholte, kam seiner Ernennung zum Erzbischof große Bedeutung zu. Romero, der seinem liberalen und reformwilligen Gegenkandidaten (und späteren Nachfolger) Arturo Rivera y Damas vorgezogen wurde, sollte als traditionalistischer Repräsentant der Kirche ein gutes Einvernehmen mit der Regierung garantieren. Die neuen Aufgaben als Erzbischof im Jahr 1977 brachten ihn jedoch zusehends mit der Regierung in Konflikt und bewirkten bei ihm eine tiefreichende persönliche Veränderung, die ihm die Augen für die soziale Not seines Volkes öffnete.

Romero lehnt die Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele ab

Nach dem Massaker an Demonstranten, die sich auf der „Plaza Libertad“ aus Protest gegen den Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen eingefunden hatten, und nach der Ermordung seines Freundes, des Jesuitenpaters und Befreiungstheologen Rutilio Grande in Aguilares, ergriff Romero mutig und konsequent Partei für die Armen und Entrechteten seines Landes. „Die Kirche würde ihre Liebe zu Gott und ihre Treue zum Evangelium verraten, wenn sie aufhörte, die Stimme derer zu sein, die keine Stimme haben.“, so ein Satz von Romero.

Die Ermordung Grandes bewirkte zweifellos eine „Umkehr“ in seinem Leben. Ignacio Martín-Baró sollte einmal sagen: „Der Weg nach Aguilares war sein Weg nach Damaskus.“ – Romero lehnte die Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele ab, predigte jedoch passiven bzw. gewaltfreien Widerstand. Aufgrund seines Einsatzes für die Menschenrechte erhielt er die Ehrendoktorwürde der Georgetown University (1978) und der Universität Löwen (1980).

Außerdem wurde er 1978 und 1979 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 1979 nahm er an der dritten Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe in Puebla teil. Unermüdlich und unerschrocken prangerte er die Unterdrückung, Gewalt und Ausbeutung durch das salvadorianische Terrorregime an, zuletzt am 23. März 1980, als er in einer Sonntagspredigt über den kath. Rundfunk Polizei und Nationalgarde landesweit aufforderte, das Töten einzustellen. Romero: „Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der wider das Gesetz Gottes gerichtet ist.“ Am darauffolgenden Tag fiel er selbst dem Mordanschlag zum Opfer. Romero wurde während einer Messfeier in der Kapelle des Krebshospitals der Karmeliterinnen, in dem er lebte, am Altar erschossen. Sein Grab, das sich in der Kathedrale von San Salvador befindet, wurde zu einer Gedenkstätte für katholische Pilger aus der ganzen Welt.

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Kein so hoher kirchlicher Würdenträger war mehr seit der Ermordung Thomas Beckets, des Erzbischofs von Canterbury, im 12. Jahrhundert, am Altar umgebracht worden. Romero zählt heute als „Heiliger des Volkes“ für die Kirche der Armen zu den gefeiertsten Gestalten der Kirche Lateinamerikas, für den Vatikan und einige Teile der Kirche in El Salvador jedoch bleibt er umstritten, obwohl der Heiligsprechungsprozess eingeleitet wurde. Der Vatikan wirft Romero politische Naivität vor, weil er durch seinen Einsatz indirekt der Stärkung linksgerichteter Gruppierungen im Land Vorschub geleistet habe. Das salvadorianische Episkopat ist heute um eine Entpolitisierung Romeros bemüht, um aus einem Volkshelden einen Kirchenheiligen zu machen. Tatsächlich verkörpert Romeros beide in einer Person.

Der Mord an Erzbischof Romero wurde von der Wahrheitskommission für El Salvador untersucht, die aufgrund der Friedensvereinbarungen zwischen der Regierung und der FMLN 1992 eingerichtet worden war. Der Bericht der Kommission von 1993 zieht folgende Schlüsse:

„1. Es ist völlig offensichtlich, dass:
Der frühere Major Roberto D’Aubuisson den Befehl zur Ermordung des Erzbischofs gab und dass er den Mitgliedern seines Sicherheitsdienstes, die als ‘Todesschwadron’ handelten, genaue Anweisungen gab, wie der Mord zu organisieren und zu überwachen sei.“…

Und
„4. Es ist völlig offensichtlich, dass der Oberste Gerichtshof eine aktive Rolle dabei spielte, die Auslieferung des früheren Kapitän Saravia (der zusammen mit anderen aktiv in die Planung und Ausführung des Mordes verwickelt war) aus den Vereinigten Staaten und seine anschließende Haft in El Salvador zu verhindern. Indem er so handelte, stellte er unter anderem die Straflosigkeit für diejenigen sicher, die den Mord planten.“

In El Salvador wurde bislang niemand für den Mord an Erzbischof Romero in El Salvador vor Gericht gestellt.

 

Vielen Dank an die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR), die uns diese Informationen zur Verfügung gestellt haben